Die Zukunft des ländlichen Raums ist digital!
Fachwerkstatt zu digitalen Lösungsansätzen in der Daseinsvorsorge zeigt Perspektiven auf
März 2020
Die Bewohnerinnen und Bewohner des ländlichen Raums haben es in mancher Hinsicht schwerer und unbequemer als Städterinnen und Städter. Ihre Wege zum Einkauf, Hausarzt, Arbeit sowie Freizeitmöglichkeiten werden bei schwindenden Versorgungsangeboten und beschränkten Mobilitätsangeboten immer länger und sind mit zunehmendem Alter auch schwerer wahrzunehmen. Ist man dann auch noch alleinstehend oder ohne Auto, sind solche Daseinsvorsorgeeinrichtungen kaum noch erreichbar. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele das Leben auf dem Land gegen das in der Stadt eintauschen.
Um gegen dieses Dilemma anzusteuern, bedarf es kreativer Ideen, die langfristig den Lebensstandard der Bewohnerinnen und Bewohner sichern können. Aktuell bieten digitale Technologien einen Lichtblick in der Debatte und werden durch zahlreiche Förderprogramme und Projekte bereits heute von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Kommunen auf den Weg gebracht. Daher fand die Fachwerkstatt der Region Mitte Niedersachsen, die Teil des „Netzwerks Daseinsvorsorge“ im Zuge eines Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) ist, unter dem Titel „Digitalisierung in der Daseinsvorsorge – Smarte Ideen für die ländliche Region“ statt.
Die Fachwerkstatt beschäftigte sich mit digitalen Lösungsansätzen für schwindende Versorgungs- und beschränkte Mobilitätsangebote sowie erschwerten Logistikbedingungen im ländlichen Raum. Über 80 Teilnehmende aus Politik, Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Bevölkerung aus ganz Deutschland waren der Einladung ins Hotel Weserschlößchen in Nienburg gefolgt. Aus der gastgebenden Region Mitte Niedersachsen, einem Zusammenschluss von 16 Kommunen, begrüßte Herr Meyer, Samtgemeindebürgermeister der Grafschaft Hoya und Geschäftsstellenleiter Regionalmanagement Mitte Niedersachsen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Zehn Referentinnen und Referenten stellten anhand ihrer konkreten Projekte digitale Instrumente und Handlungsansätze vor, um dem oben genannten negativen Trend entgegenzuwirken. In den vier Impulsforen Smarte Dörfer/Regionen, Smarte Logistik/Versorgung, Gesundheit/Pflege digitalisiert und Arbeit/Wirtschaft wurden innovative Initiativen und Projekte vorgestellt, welche zum Austausch und zur Diskussion anregten.
Im Detail wurden folgende positive Beispiel präsentiert:
- Die Dorfgemeinschafts-Apps des Kreises Lippe und der Verbandsgemeinde Daun ermöglichen eine stärkere Vernetzung der Bevölkerung. Gemeinden und Ortsteilen des Kreises haben Zugriff auf eine werbefreie Online-Plattform, auf der Bürger unkompliziert miteinander kommunizieren oder Vereine ihre Aktivitäten präsentieren können.
- Die logistische Vernetzung auf der letzten Meile wurde durch die LaLoG LandLogistik GmbH initiiert. Mit kombiBUSsen, die Güter im Personenverkehr transportieren oder im Rahmen von MikroLogistik, d.h. die Gütermitnahme auf unternehmerischen „Sowieso-Fahrten“, entstehen neue Möglichkeiten der Logistik.
- Ein Online-Marktplatz für regionale Lebensmittel von Erzeugern und regionalen Fachhändlern aus dem Landkreis Cuxhaven und Bremen. Dieser ermöglicht den Bezug regionaler Lebensmittel und generiert so einen angemessenen Erlös für die Landwirte. Auf diese Weise können landwirtschaftliche Strukturen aufrechterhalten werden.
- Vom Landkreis Hersfeld-Rotenburg und der Hochschule Osnabrück wurden zwei Projekte der digitalen Teilhabe für Senioren vorgestellt, die auf die digitale Vernetzung und Kommunikation von Seniorinnen und Senioren abzielen, um unter anderem auftretenden Depressionen entgegenzuwirken.
- Das Projekt CoWorkLand aus dem Kreis Schleswig-Flensburg, das die Annahme von mobilen CoWorking-Büros in der ländlichen Region testet, und ein privater CoWorking-Space – das Tokunfthus – in Bücken zeigten, dass Gemeinschaftsbüros nicht nur in Großstädten funktioniert, sondern auch in ländlichen Gebieten Anklang findet. Auf diese Weise werden lokale Existenzgründer unterstützt, die ihren Beitrag für eine florierende wirtschaftliche Lage beitragen können.
Abgerundet wurde das abwechslungsreiche Tagesprogramm durch einen Vortrag über die aktuelle und zukünftige Situation der Daseinsvorsorge im Sulinger Land (hierzu gab es 2019 ein Kooperationsprojekt mit den Kommunen, dem Landkreis Diepholz und der Universität Vechta, das in 2020 auf das Thema Mobilität vertieft werden soll) sowie durch die Vorstellung des Daseinsvorsorgeatlas Niedersachsen, einem digitalen und interaktiven Planungstool für Kommunen. Bei einer abschließenden Fishbowl-Diskussion (eine dynamische Diskussion mit wechselnden Gästen) unter dem Titel „Digitalisierung machen!“ entstanden anregende Gespräche und kritische Nachfragen zu den vorher behandelten Themen. Konsens des Tages war, dass bei digitalen Angeboten stets eine äußerst analoge und intensive Vorarbeit zu leisten ist. Die Kommunen sollten die Projekte begleiten, um die notwendige Aufmerksamkeit für das Vorhaben zu erregen. Dabei sind stets die Bedürfnisse aller Generationen zu berücksichtigen.