Wasserwandern im Lausitzer Seenland
Juli 2019
Das Thema Wasser ist für viele Urlauber zentrales Element ihrer Reisen. Wassergebundene Freizeitaktivitäten und Urlaubsformen werden immer beliebter. In Deutschland verbringen jährlich etwa 20 Millionen Menschen ihren Urlaub am Wasser. Die Nachfrage der Touristen und Freizeitsportler reicht dabei vom muskelbetriebenen bis zum motorisierten Wassersport. Die Landschaft der Bundesrepublik bietet dafür mit ihren zahlreichen Flüssen, Seen und Wassersportrevieren ideale Bedingungen.
Insbesondere das Wasserwandern erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Ob im Kanadier, Kajak oder Ruderboot – Touristen, die sich auf eine Wasserwanderung begeben, bevorzugen ruhige und naturnahe Gewässer. Beliebte Ziele sind z. B. die Mecklenburger Seenplatte, der Spreewald oder das Saale-Unstrut Gebiet.
Auch die junge, aufstrebende Urlaubsregion Lausitzer Seenland versteht Wasserwanderwege für muskelbetriebene Wassersportaktivitäten als Chance für die Tourismuswirtschaft. Das Lausitzer Seenland, welches etwa 150 km südlich von Berlin und 60 km nördlich der Stadt Dresden liegt, erstreckt sich über die Grenze der Bundesländer Sachsen und Brandenburg. Aus dem ehemaligen Lausitzer Braunkohlerevier entstand in den letzten Jahrzehnten Europas größte künstlich geschaffene Seenlandschaft, die gegenwärtig sowie zukünftig verstärkt touristisch genutzt werden soll.
Das Lausitzer Seenland zählt zu den ländlich geprägten, eher strukturschwachen Regionen. Die Braunkohleförderung und -verarbeitung ist zentrales Element der regionalen Wirtschaft und bietet Arbeitsplätze für viele Menschen vor Ort. Aufgrund des Kohleausstiegs müssen in den nächsten Jahren die Voraussetzungen für einen Strukturwandel geschaffen werden, um den Menschen im Lausitzer Seenland eine Perspektive im wirtschaftlichen und sozialen Leben zu geben. Dazu zählt auch die Stärkung der Tourismuswirtschaft mit vielseitigen Angeboten, die Urlauber in die Region bringen.
Die Menschen vor Ort setzen sich dafür ein, die Entwicklung voranzutreiben und kreative Alternativen zu schaffen, um den Touristen, neben dem Badevergnügen in den Seen, weitere Attraktionen zu bieten. Ein besonderes Potential haben die für die Schifffahrt geeigneten und zum Teil bereits fertiggestellten Verbindungen der Seenkette zwischen Senftenberger See und Spreetaler See. Neben den schiffbaren Überleitern sollen zusätzlich Möglichkeiten für einen sanften Wassertourismus geschaffen werden, um die Gesamtkulisse des Lausitzer Seenlandes wassertouristisch aufzuwerten. Insbesondere das Wasserwandern soll zukünftig ein wichtiger Bestandteil der regionalen Tourismuswirtschaft sein.
Um kleinere Wasserwanderwege für muskelbetriebene Boote zwischen den Tagebaugewässern zu ermitteln, wurde zusammen mit wichtigen Akteuren der Region eine Vertiefungsstudie erarbeitet. So sollte eine sinnvolle Verbundlösung von entsprechenden Wegen zwischen den Tagebaurestgewässern herausgearbeitet werden, die auch bereits vorhandene wassersportliche und wassertouristische Nutzungen auf den einzelnen Seen berücksichtigt. Im ersten Arbeitsschritt wurden potentielle Trassen herausgearbeitet, die als Wasserwege geeignet erschienen. Anschließend wurden die Wege anhand verschiedener Bewertungskriterien untersucht und Vorzugstrassen ausgewählt, wobei neben wasserseitigen Wegen auch landseitige Alternativrouten infrage kamen.
Die Ergebnisse der von der Sweco GmbH erstellten Vertiefungsstudie wurden den regionalen Akteuren vorgestellt und mit Ihnen diskutiert. Die Wege können kurz- bis langfristig umgesetzt werden. Dies hängt nicht zuletzt vom Sanierungsfortschritt der Braunkohlefolgelandschaft und den Kosten für die Trassen ab. Zudem muss die notwendige Begleitinfrastruktur für Freizeitsportler, wie bspw. Ein- und Ausstiegsstellen, Umtragemöglichkeiten und Schleusen geschaffen werden.
In den nächsten Jahren müssen zahlreiche Maßnahmen entwickelt werden, um die Wasserwanderwege herzustellen. Dennoch bietet die Umsetzung eine Chance, die Region weiter touristisch aufzuwerten, einer zunehmenden Strukturschwäche entgegenzuwirken und die einzigartige Landschaft erlebbar zu machen.